
Edit v5.005 from 2008-09-16 to 2022-01-19 by H. Schärfer
Spulen, Trafos und andere Induktivitäten
Sie windet sich und lässt um sich herum, magnetische Felder fliesen. Zieht Metalle an, aber stößt auch einige ab. Zwei Spulen addiert, können mehr sein als ihre Summe. Wie, das zeigen wir hier.
Die mechanischen Größen
Meßgröße | Spule 1 | Spule 2 |
---|---|---|
Wickelkörper- bzw. Innendurchmesser di in mm | 16 | 16 |
Spulen- bzw. Außendurchmesser da in mm | 33 | 28 |
Länge der Spule lSpule in mm | 26 | 30 |
Durchmesser des auf den Spulenkern aufgewickelten Drahtes dDraht in mm | 0,27 | 0,27 |
Anzahl der Windungen auf der Spule NSpule | 2.000 | 2.000 |
Gleichstromwiderstand R0 in Ω | 43,0 | 38,1 |
Alle Angaben zu der Spule beziehen sich bei den ausführlichen Rechnenbeispielen auf die Spule Nr. 1.
Geometrie
-
Wickelkörperdurchmesser di in mm.
Abb. 1a: Zylinderspule mit Ansicht auf die Stirnseite
Frage, wie groß ist die Fläche A in mm2 durch die die magnetische Linien fließen?- Fläche A in m2
- π * (di/2)2)
- 3,14 * (16mm/2)2
- 201mm2
- 201 * 10-6m2
-
Der Durchmesser, welcher erreicht wurde,
Abb. 1b: Zylinderspule mit Ansicht auf die Stirnseite
Frage, wieviele Windungen N eines Drahtes übereinander, auch Lagen genannt, mit einem Durchmesser von dDraht=0,27mm, müßte man auf dem inneren Spulendurchmesser di=16mm aufbringen, um den äußeren Spulendurchmesser da=33mm zu erreichen?- Windungen NLagen des Drahtes
- (da - di)/dDraht
- (33mm - 16mm) / 0,27mm
- 62 Windungen übereinander!
-
Spulenlänge lSpule in mm.
Abb. 1c1: Zylinderspule mit Ansicht von der Seite
Frage, wieviele Windungen N eines Drahtes passen auf die Länge des inneren Zylinders lSpule nebeneinander.NNebeneinander = lSpule/dDraht
Auch hier gilt, weniger ist besser als mehr. Die 96,296 Windungen sind 96 auf dem Spulenkörper, da eine Windung mit dem 0,296fachen Drahtdurchmesser, nur aufwendig zu realisieren ist.
NNebeneinander = 26mm/0,27mm = 96 - Der Drahtdurchmesser dDraht in mm. Diese Spule hat einen Draht mit einem Durchmesser von dDraht=0,27mm.
-
Die Anzahl der Windungen. Dafür wird das Symbol N genutzt.
Laut Abb. 1c hat diese Zylinderspule praktisch N=2.000 Windungen.
Frage, Wieviele Windungen wären theoretisch möglich, wenn auf die Spulenlänge lSpule 96 Windungen passen und übereinander 62 LagenNTheo = NNebeneinander*NLagen
D.h. die Spule hat eine Windungsdichte von
NTheo = 96*62 = 5.952NPrakt/NTheo = 2.000/5.952 = 33,6%
- Die Spule hat einen gemessenen Gleichstromwiderstand R0=43Ω.
-
Mit dem Induktivitätsmegerät wurde an der Spule ohne Kern,
bzw. mit einem Kern der mit Luft geüllt war,
deshalb auch gern Luftspule genannt wird,
eine Induktivität von L=45,6mH gemessen.
Elektro-magnetische Kennzahlen
Die magnetische Feldstärke H
Diese in einer Formel zusammengefaßt lautet:-
H der magnetischen Feldstärke in A/m.
Def. "Die positive Feldrichtung des magnetischen Zirkularfeldes eines geraden Leiters und die positive Stromrichtung entsprechen einer Drehrichtung und Fortschreitungsrichtung einer Rechtsschrauben." Zu Deutsch, die Richtung zeigt nach oben, wenn der Strom, von Minus zu Plus, nach vorn fließt. - I der Stromstärke, welche durch die Windungen fließt, in Amper.
- N die Anzahl der Windungen auf dem Spulenkörper.
- l die Länge des Teils vom Spulenköper, welche mit Windungen bewickelt ist.
- H(Spule1)
- I*N/l
- 0,1A*2.000/26mm
- 7.692A/m
H(Spule1) = I*N/l = 0,1A*2.000/26mm = 7.692A/m
7.692 Amper pro Meter
und
H(Spule2)=6.667A/m.
Die magnetische Feldliniendichte B
Der Vektor der magnetische Feldliniendicht ↑B ergibt sich aus dem Vektor der magnetischen Feldstärke ↑H, multipliziert mit der Induktionskonstanten für die magnetische Permeabilität µ0 im Vakuum und den relativen magnetischen Permeabilität µr des jeweiligen Stoffes. Das bedeutet, beide zeigen in die gleiche Richtung.↑B = µ0 * µr * ↑H
mit- ↑B die magnetischen Felddichte in Vs/m2 in Richtung und Betrag.
- ↑H der magnetischen Feldstärke in A/m in Richtung und Betrag.
- µ0 = 4*π * 10-7Vs/(Am), d.h. angegeben in Voltsekunde pro Amper und Meter ist die magnetisch Permeabilität von Vakuum. Die Permeabilität repräsentiert die magnetische Leitfähigkeit.
- µr die relative Permeabilität. Sie gibt an, um das Wievielfache der Permeabilität sich ändert, wenn sich ein anderes Material als Vakuum bzw. Luft im Kern befindet.
- B(Spule1) die magnetischen Feldstärke der Spule 1
- µ0*µr*H
- 4*π * 10-7Vs/(Am) * 1 * 7.692A/m
- 0,009.67Vs/m2= 9,67mVs/m2
Der magnetische Fluss Φ
Der magnetische Fluss Φ, Phi genannt, ergibt sich aus dem Vektor der Feldstärke multipliziert mit dem Vektor der Fläche.↑Φ = ↑B * ↑A
mit- ↑B die magnetischen Felddichte in Vs/m2 mit Betrag und Richtung.
- ↑Φ (Phi) der magnetische Fluss in Vs oder Wb=Weber, mit Betrag und Richtung.
- ↑A die Fläche in m2 mit Betrag und Richtung.
- Φ(Spule1) der magnische Fluss von Spule 1
- B*A
- 9,67mVs/m2 * 201mm2
- 1,94µVs
Die Induktivität
Ändert sich der magenetische Fluss um einen Leiter herum, so wird in diesem Leiter eine Spannung induziert. Diese Spannung ist abhänig von der Stärke der Änderung!UInduktion = dΦ/dt
Ist mehr als ein Leiter, sondern N Leiter ändert sich die Formel inUInduktion = N*dΦ/dt
Da wir die Geometrie des Leiters (Gerade, Windung, Schleife, Acht, …) nur durch- De-/Montage oder
- durch Raumkrümmung
UInduktion = L*dI/dt
mit- L die Induktivität in Vs/A (Voltsekunde pro Amper) bzw. H (Henry)
- N die Anzahl der Leiter, um die sich herum der magnetische Flusse pro Zeiteinheit ändert.
- ↑Φ (Phi) den magnetischen Fluss in Vs oder Wb=Weber mit Betrag und Richtung.
- dΦ/dt die Änderung des magnetische Flusses pro Zeiteinheit in V.
- t die Zeit der Änderung in Sekunden.
- ↑Φ
- ↑B * ↑A
- µ0*µr*↑H * ↑A mit
↑H = N/l * ↑I
↑A = π * ↑(di/2)2) wenn
UInduktion = N*dΦ/dt = L*dI/dt
- L die Induktivtät
- N * (µ0*µr * N/l) * (π*(di/2)2))
- 2.000 * (4*π * 10-7Vs/(Am)*1*2.000/26mm) * (π*(16mmi/2)2))
- 2.000 * 0,0966Vs/(Am2) * 201*10-6
- 38,8mH
Permeabilität
Bereich | Bezeichnung | Beispiel |
---|---|---|
µr=0 | ideal diamagnetisch | Supraleiter |
0≤µr<1 | diamagnetisch | Wasser, Blei, Zinn, Kupfer |
µr=1 | neutral | Vakuum |
µr>1 | paramagnetisch | Wasserstoff, Luft, Platin, Aluminium |
µr>80 | ferromagnetisch | Kobalt, Eisen |
µ=µ0*µr = ↑B/↑H
in Voltsekunde pro Amper und Meter. Je höher sie ist, um so höher ist die magnetische Flussdichte bei gleicher Feldstärke.Die relative Permeabilität,
µr=LKern/LLuft
ohne Einheit, d.h. sie ist ein reiner Faktor.- µr
- LKern/LLuft
- 258mH/45,6mH
- 5,66
Zusammenfassung
Physikalische Größe | Spule 1 | Spule 2 |
---|---|---|
Magnetische Feststärke H in A/m | 7.692 | 6.667 |
Magnetische Feldliniendichte B in mVs/m2 | 9,67 | 9,67 |
Magneticher Fluss Φ in µVs | 1,94 | 1,68 |
Induktivität L in mH | 38,8 | 33,7 |
Kopplungen

die Induktivität und
der Widerstand gemessen wurde.
Meßgröße | Spule 1 | Spule 2 |
---|---|---|
Gleichstromwiderstand R0 in Ω | 43,0 | 38,1 |
Induktivität L in mH - ohne und - mit Kern |
45,6 258 |
36,3 250 |
Relative Permeabilität µr=LKern/LLuft des Kerns |
5,66 | 6,89 |
Arten der Kopplung
Die Spulen können elektrisch fest miteinander verbunden werden und dies in Parallel- oder Reihenschaltung. Die magnetische Kopplung kann von lose bis fest, und dies in der Ausrichtung des Magnetfeldes Gleich- oder Gegensinnig sein.
Elektrisch gekoppeltes Spulenpaar

Reihenschaltung:
LGes = L1 + L2
Dies auf unsere beiden Spulen mit Kern angewendet, bedeutet bei Reihenschaltung
- LGes Gesamtinduktivität
- 258mH+250mH
- 508mH.
Parallelschaltung:
1/LGes = 1/L1 + 1/L2
Dies auf unsere beiden Spulen mit Kern angewendet, bedeutet bei Parallelschaltung
- 1/LGes
- 1/258mH+1/250mH
- 127mH.
Magnetisch gekoppeltes Spulenpaar
Es scheint keine Rolle zu spielen, ob das Magnetfeld in die gleiche Richtung (S−N S−N) fließt oder entgegengesetzt (S−N N−S). Die resultierende Gegeninduktivität hat ihren maximalen Wert, wenn es eine vollständige magnetische Kopplung vorliegt. D.h. der Koppelfaktor k=1 ist.
M = k * √(L1*L2) mit 0≤k≤1.
- M ist die gekoppelte Induktivität in Henry
- k * √(258mH*250mH)
- k * 254mH
Für unsere beiden Spulen mit Kern kann sie maximal, bei vollständiger magnetischer Kopplung, 254mH sein. Wie groß sie durch den Koppelfaktor wirklich ist, wird sich durch Messungen am konkreten Beispiel zeigen.
Elektrisch und magnetisch gekoppeltes Paar

Beispiel

magnetischer und evtl. elektrischer Kopplung
Die Spule an welcher Energie entnommen wird, wird in folgenden sekundäre Spule beizeichnet.
Bei den Spulenschaltungen ist immer die linke Spule die Spule 1 und die rechte Spule die Spule 2. In welcher Art und Weise die Spule 1 und 2 jeweils miteinander gekoppelt sind, wird in folgenden kurz erläutert.
-
Eine rein magnetisch Kopplung.
Abb. 2a1: Spule 1 magnetisch gekoppelt mit Spule 2 L(Spule 1) = 250mH und L(Spule 2) = 247mH.
-
Eine rein magnetisch Kopplung,
jedoch ist die sekundäre Spule kurz geschlossen.
Abb. 2a2: Spule 1 magnetisch gekoppelt mit Spule 2 L(Spule 1) = 192.
-
Analog wie im Fall b),
nur ist hier räumliche Anordnung getauscht.
Abb. 2a3: Spule 1 ist magnetisch gekoppelt mit
Spule 2 und bezieht von dieser EnergieL(Spule 2) = 191.
-
Die Spulen sind elektrisch und magnetisch gekoppelt.
Abb. 2a4: Spule 1 ist mit Nr. 2 magnetisch
und elektrisch in Reihe geschaltetet.L(Spule Gesamt) = 739mH.
-
Die Spulen sind wie in d) elektrisch und magnetisch gekoppelt.
Abb. 2a5: Spule 1 ist mit Nr. 2 magnetisch
gegeneinander und elektrisch in Reihe geschaltetet.L(Spule Gesamt) = 255mH.
-
Die Spulen sind wie in d) elektrisch und magnetisch gekoppelt.
Abb. 2a6: Spule 1 ist mit Nr. 2 magnetisch
miteinander und elektrisch in Reihe geschaltetet.L(Spule Gesamt) = 746mH.
-
Die Spulen sind wie in e) elektrisch und magnetisch gekoppelt.
Abb. 2a7:Spule 1 ist mit Nr. 2 magnetisch
und elektrisch in Reihe geschaltetet.L(Spule Gesamt) = 249mH.