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Edit v5.011 from 2002-08-09 to 2023-02-17 by GRo+AZu+HSc

Das 1. Geschäftsjahr im Jahre 2002

Nun geht's los. Zuerst benötigen wir als Imbiss natürlich eine Firma. Die kaufen wir uns so eben mal ganz fix :-) Wie die so geht, und was wir mit und in einer Firma noch so machen müssen, kommt nun Schritt für Schritt. Wühlen Sie sich durch unser Wissen ….
In diesem Jahr ist GRo der Verantwortliche für den Imbiss.

Geschäftsschließung durch Verkauf

Wir haben beschlossen uns selbständig zu machen. Bei der langen Suche nach einer geeigneten Tätigkeit haben wir bei einem Gespräch an einem Imbiss-Stand erfahren, das jener käuflich zu erwerben sei. Der Besitzer wolle sich 2002 in den Ruhestand begeben und seinen Lebensabend im "Süden" zu verbringen. Gesagt, getan. Wir entschließen uns für den Kauf des rollenden Imbisses mit dem Namen 1A Imbiss zum 01.01.2002 und bekommen vom Besitzer eine Bilanz des Vorjahres 2001 als seine Eröffnungsbilanz für das Jahr 2002, welches gleichzeitig als Grundlage für den Verkauf dienen soll.



Eröffnungsbilanz der zu kaufenden Firma

Tabelle 01: Eröffnungsbilanz der Firma 1A Imbiss zum 01.01.2002
Aktiva Passiva
Anlagevermögen 4.000,00 € Eigenkapital 13.587,00 €
Lager 1.000,00 € Gewinn 8.500,00 €
Forderungen 337,00 € Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung 1.324,00 €
Bank 12.039,00 €    
Kasse 1.528,00 €    
Privatkonto 4.507,00 €    
Summe: 23.411,00 €   23.411,00 €

Die Eröffnungsbilanz vom 1A Imbiss zum 01.01.2002, weist einen Wert der Firma in Höhe von 23.411,00 € aus. Was ist noch mit dem Verkäufer zu tun, bevor der Verkauf über die Bühne gehen kann?


Verhandlungen

Tabelle 02: Abschlussbuchungen des Verkäufers zum 01.01.2002
Beleg-Nr. Buchung Betrag per Soll an Haben
001 Der Gewinn erhöht das Eigenkapital 8.500,00 € GuV Eigenkapital
002 Die Privatentnahmen des Jahres 2001 vermindern das resultierende Eigenkapital 4.507 € Eigenkapital Privatkonto
003 Die Bank leer räumen und damit aber auch das Eigenkapital im Imbiss reduzieren. 12.039 € Eigenkapital Bank
004 Analog mit der Kasse, auch dessen Verminderung reduziert auch das Eigenkapital und damit den Wert des Imbisses. 1.528,00 € Eigenkapital Kasse
005 Die geforderte Reduzierung des Wertes von Anlagevermögen Imbiss−Stand. 1.000,00 € Eigenkapital Anlagevermögen

Wir sind nun überzeugt, dass alles seine Richtigkeit hat und entschließen uns nun zum Kauf.
Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um uns mit dem Vorbesitzer über den kleinen aber wichtigen Umstand zu unterhalten, was denn das Anlagevermögen und die restlichen Waren im Lagerbestand denn eigentlich noch Wert sind. Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, eine genauere Betrachtung des Zustandes, der Abnutzung und des Marktwertes der Anlagen und Lagebestände vorzunehmen. Dies kann sich teilweise drastisch auf die Verkaufssumme auswirken.
Wir verhandeln mit dem Vorbesitzer über das Inventar. Laut Übersicht aus der Aufgliederung vom Jahresabschluss 2001 des Vorbesitzers, ist der Verkaufstand aus dem Anlagevermögen 3.000,-- € Wert. Wir Handeln mit dem Vorbesitzer einen Betrag von 2.000.- € aus. Er ist mit der Wertverringerung um 1.000 €, beim Verkaufsstand auf Rädern und damit im Anlagevermögen, einverstanden.
Da es unwahrscheinlich sein wird, die gesamten Geldbestände auf der Bank und der Kasse zu übernehmen, wird in der Regel eine Verschiebung der Mittel zum Konto Eigenkapital des Vorbesitzers erfolgen.


Damit ergibt sich das neue Eigenkapital aus dem alten mit
= EkNeu
= EkAlt + Gewinn - Privatkonto - Bank - Kasse - Anlagevermögen
= 13.587 +8.500 -4.507 -12.039 -1.528 -1.000
= 3.013 €

Schlussbilanz der zu kaufenden Firma zum 01.01.2002

Tabelle 03: Schlussbilanz der Firma 1A Imbiss zum 01.01.2002
Aktiva Passiva
Anlagevermögen 3.000,00 € Eigenkapital 3.013,00 €
Lager 1.000,00 € Gewinn 0,00 €
Forderungen 337,00 € Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung 1.324,00 €
Bank 0,00 €    
Kasse 0,00 €    
Privatkonto 0,00 €    
Summe: 4.337,00 €   4.337,00 €

Wir sehen sehr deutlich, welchen Einfluss die Umbuchungen auf die Höhe des Eigenkapitals von ehemals 13.587,00 € haben. Das ist um sofern wichtig, da wir ja beim Erwerb des Betriebes den jetzigen Gegenwert in Höhe des Eigenkapitals von 3.013 € an den Vorbesitzer bezahlen müssen (Verkaufspreis) und wollen.


Kauf

Wir haben die Firma für 3.013 € zum 01.01.2002 gekauft. Nun beginnt unser erstes Geschäftsjahr. Um abrechen bare Ergebnisse zu erzielen, müssen wir eine Eröffnungsbilanz aus der Bilanz des Verkäufers erstellen.

Eröffnungsbilanz zum 01.01.2002

Tabelle 04: Eröffnungsbilanz zum 01.01.2002
Aktiva Passiva
Anlagevermögen 3.000,00 € Eigenkapital 3.013,00 €
Lager 1.000,00 € Gewinn 0,00 €
Forderungen 337,00 € Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung 1.324,00 €
Bank 0,00 €    
Kasse 0,00 €    
Privatkonto 0,00 €    
Summe: 4.337,00 €   4.337,00 €
Zwei Fragen:

Was haben wir also? Kein Bargeld, weder in der Kasse noch auf der Bank. Eine Anlage mit der wir erst mal arbeiten können und dazu Material zum verarbeiten. Also können wir erst mal loslegen.


Geschäftsfälle

Tabelle 05: Buchungen der Belege im Jahr 2002
Datum Vorgang Betrag per Soll an Haben
01.01.2002 Einkauf Wurst 1.800,00 Aufwand Wurst Kasse
02.01.2002 Einkauf von Cola, Selters und Brause 900,00 Aufwand Getränke Bank
01.02.2002 Einkauf von Brötchen 900,00 Einkauf Sonstiges Kasse
05.02.2002 Kauf einer Kühltruhe 1.500,00 Anlagevermögen Bank
06.06.2002 Verkauf Wurst 5.700,00 Kasse Ertrag Wurst
01.03.2002 Verkauf Getränke 3.000,00 Kasse Ertrag Getränke
01.03.2002 Verkauf Brötchen 855,00 Kasse Ertrag Sonstiges
06.03.2002 Bank an Privatkonto für Miete, Krankenkasse, … 2.500,00 Privatkonto Bank
06.03.2002 Verkauf Getränke 360,00 Kasse Ertrag Getränke
08.04.2002 Bank an Privatkonto 4.500,00 Privatkonto Bank
03.05.2002 Jahresrate Verk. Stand 2.000,00 Verb. a. LuL Bank
01.07.2002 Currypulver 50,00 Kasse Ertrag Sonstiges
01.07.2002 Sonderverkauf Currywurst 4.100,00 Kasse Ertrag Wurst
01.07.2002 Sonderverkauf Brötchen 615,00 Kasse Ertrag Sonstiges
25.11.2002 Kasse an Bank, wir brauchen Bargeld! 2.000,00 Bank Kasse

Da ein Geschäft ja vom Kauf und Verkauf von Waren lebt und damit seine Gewinne tätigt, müssen wir die also auch machen. Damit diese Übersicht der Geschäftsfälle nicht zu unübersichtlich wird, haben wir auch hier wieder mit Absicht nur einen winzigen Teil aus einem Jahr dargestellt


Jahresabschluss

Er erfolgt zum 31.12.2002 und beinhaltet
  • die Gewinn- und Verlustrechnung;
  • Inventur des Lager- und des Anlagebestandes, auch Inventar genannt;
  • die Schlussbilanz und
  • die Auswertung des Geschäftsjahres.

Gewinn und Verlust-Rechnung

Tabelle 06: Gewinn und Verlustrechung zum 31.12.2002
Aufwand Ertrag
Einkauf Wurstwaren 1.800,00 € Verkauf Wurstware 9.800,00 €
Einkauf Getränke 900,00 € Verkauf Getränke 4.860,00 €
Einkauf Sonstiges 900,00 € Verkauf Sonstiges 1.725,00 €
Saldo der Aufwendungen: 3.600,00 € Saldo der Erträge: 16.385,00 €
Gewinn als Differenz der Salden 12.785,00 €
Summe: 16.385,00 € Summe: 16.385,00 €

Aus den Summen des vergangenen Geschäftsjahres wird der Verkauf dem Einkauf gegenübergestellt und verglichen. Habe ich im Verkauf eine größere Summe als im Einkauf erzielt, so habe ich einen Gewinn gemacht, den ich nun in meiner Jahresabschlussbilanz verbuchen muss.


Inventur

vom Warenbestand im Lager und vom Anlagenbestand in der Firma.
Inventur des Lagerbestandes
Tabelle 07: Aufgliederung des Lagers
Lager
Hierunter fallen sämtliche Bestände an Waren, die in unserem Unternehmen vorhanden sind, sowie auch solche die sich in unserem Lager und Außenlagen befinden
- 100 Würstchen: ??? €
- 50 Getränke: ??? €
= Gesamt: 1.000,00 €

Am Ende unseres Geschäftsjahres, zum 31.12.2002, ergibt sich folgender Lagerbestand bei uns:


Inventur des Anlagevermögens
Tabelle 08: Aufgliederung des Anlagevermögens
Anlagevermögen
Eine Zusammenfassung von Gebäuden, Maschinen, Fuhrpark und Betriebs- und Geschäftsausstattung.
- Neue Kühltruhe: 1.500,00 €
- Verkaufsstand auf Rädern: 2.000,00 €
- Kühlschrank: 550,00 €
- Würstchenwärmer: 150,00  €
- Garage mit Kühltruhe: 300,00 €
= Gesamt: 4.500,00 €

Am Ende unseres Geschäftsjahres ergibt sich laut der erfolgten Inventur vom 31.12.2002 ein verändertes Anlagevermögen, das sich um 1.500 € erhöht hat.


Schlussbilanz

Tabelle 09: Schlussbilanz von "1A Imbiss" zum 01.01.2002
Aktiva Passiva
Anlagevermögen 4.500,00 € Eigenkapital 3.013,00 €
Lager 1.000,00 € Gewinn 12.785,00 €
Forderungen 337,00 € Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung -676,00 €
Bank -9.400,00 €    
Kasse 11.685,00 €    
Privatkonto 7.000,00 €    
Summe: 15.122,00 €   15.122,00 €

Auswertung

Auf dieser Seite folgen nun die Analysen und Auswertungen. Wie muss oder kann ich Rückschlüsse auf das vergangene Geschäftsjahr nehmen. Was habe ich vielleicht falsch gemacht oder was könnte ich besser machen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten dieses auszuwerten. Eine Möglichkeit der Beurteilung ist die Liquidität eines Unternehmens.
Eine optimale laufende Finanzierung wird erreicht, wenn der jeweilige Liquiditätsgrad über dem Minimum und unter dem des nächsten Grades liegt. Durch entsprechende Maßnahmen muss der Betrieb dafür sorgen, dass entweder die Liquidität verbessert wird, z.B. durch Eintreiben von Forderungen, Aufnahme eines Bankkredits, Diskontierung von Wechseln, Factoring, oder bei Überliquidierung vermindert wird, z.B. Einkauf auf Bar statt Zieleinkauf, Kürzung von Krediten, kurzfristige Geldanlage. Wir betrachten hier die Entwicklung gegenüber dem Jahresanfang.

Tabelle 11: Liquiditäten
Liquidität Beiname und Richtwert Zum Jahresanfang Am Jahresende
I. Barliquidität> 25% (0+0)/1.324 = 0% (11.685-9.400)/676 = 378%
II. Einzugsbedingte L.> 100% (0+0+337)/1.324 = 25% (11.685-9.400+337)/676 = 388%
III. Umsatzbedingte L.> 200% (0+0+337+1.000)/1.324 = 100% (11.685-9.400+337+1.000)/676 = 535%

Gezeigt werden die einzelnen Liquiditäten mit ihrem Richtwert und die Entwicklung der Einzelnen vom Jahresanfang bis zum Jahresende. Zum Jahresanfang erreicht in allen 3 Stufen die Liquidität die Vorgaben nicht. Das bedeutete der Imbiss war am Jahresanfang In Liquidität. Zum Jahresende übersteigen diese wesendlich den darüber liegenden jeweiligen Grenzwert, hier ist etwas gegen die Überliquidierung zu tun. Vermindert wird, z.B. durch Einkauf auf Bar statt Zieleinkauf, Kürzung von Krediten und kurzfristige Geldanlage.
Fazit: Die Liquidität ist für den Beginn des neuen Geschäftsjahres 2003 erst mal gesichert!


PS 2008-06-24, Di./HSc:
Das erste Jahr unseres Imbisses war ziemlich Turbulent und enthielt auch ein paar Ungereimtheiten. Diese waren im Einzelnen
  • Die Belege haben keine Beleg-Nummer bekommen.
  • Sie sind vor den Buchen auch nicht nach Datum sortiert worden.
  • Am 03.05.2002 wurden Verbindlichkeiten in Höhe von 2.000,00 € zum Thema Verkaufsstand beglichen, die
    1. zu diesem Thema nicht stehen, hier existieren nur 3 einzelne Verbindlichkeiten und
    2. sind diese in der Summe nur 1.324,00 € groß.
  • Bis ca. 05.02.2002 wurde Geld von der Bank geholt und aus der Kasse genommen, obwohl überhaupt keins da war. Ein kleines Kunststück also.
  • Mehr Bargeld in der Kasse als Schulden bei der Bank. Zinsen zu zahlen, für etwas was man nicht braucht, ist nicht gut.
Man möge also unserem Geschäftsführer GRo, in diesem ersten Jahr, diese nachträglich verzeihen.
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